Habt ihr schon mal die Füße eurer Kinder genauer betrachtet? Kannst du dich erinnern, ab welchen Alter der Fuß so aussah, wie er „soll“? Also mit einem aufgerichteten Fersenbein und einem sichtbaren Längs- und Quergewölbe. Sieht der Fuß eines 2jährigen Kindes so aus wie der eines 5jährigen? Ist bei einem gesunden Fuß immer schön ein Fußgewölbe zu erkennen?
Ich sehe in der Praxis immer wieder Kinder, die im Alter von drei Jahren schon orthopädische Einlagen bekommen haben. Diese Einlagen sind eher fest und unbeweglich. Kann Muskulatur arbeiten und stärker werden, wenn der Fuß von einer festen Schale gehalten wird?
Ein paar dieser Fragen kannst du mit Hausverstand wahrscheinlich schon beantworten. Oft stellt man sich manche Fragen aber erst gar nicht, weil man nicht darüber nachdenkt. Ich möchte mit diesem Artikel informieren, euch aber auch anregen, Fragen zu stellen, wenn ihr mit euren Kindern beim Orthopäden oder Therapeuten seid. Wenn man weiß, warum etwas gemacht wird, bekommt es mehr Wertigkeit und Verständnis.
Entwicklung des Fußes
Die Ausbildung und Aktivierung des Fußgewölbes beginnt, sobald das Kind auf der Welt ist und strampelt. Richtig interessant wird der Fuß für das Baby mit ca. 6 Monaten, es erkundet die Füße mit den Händen und dem Mund.
Allerdings beginnen Babys schon mit 4 Monaten mit den Füßen Greifbewegungen zu machen, so wird das Längs- und Quergewölbe gekräftigt.
Damit diese Fußentwicklung entstehen kann, muss eine freie Bewegung der Hüftgelenke möglich sein, was bei einer Hüftdysplasie oder anderer Veränderung der Hüftpfanne eingeschränkt sein kann. Außerdem muss der Säugling stabil auf der Unterlage liegen können, um seine Extremitäten abheben zu können.
Ich möchte dir das Buch „KurzCHECK Motorische Entwicklung von Kindern“ von Mock-Eibeck empfehlen. Toller Überblick in einfacher Sprache. Es gibt auch KurzCHECK-Bücher über sprachliche und kognitive Entwicklung.
Ab dem 8. Monat beginnt das Kind in Seitenlage zu spielen. Das obere Bein stütz vor dem unteren, die Greiffunktion tritt zurück, die Haltefunktion in den Vordergrund. So wird Hüft- und Fußmuskulatur im Sinne der späteren Beinachse trainiert. Die Beinachse ist die Stellung von Hüft, Knie und Fuß zueinander.
Auch beim Krabbeln, Spielen im Sitzen oder beginnendes Stehen ist der Fuß sehr aktiv. Beobachtet einmal eure Kinder dabei, am besten barfuß.
Mit 10-14 Monaten beginnen Kinder zu gehen. Anfangs kommt das Kind dabei oft auf die Zehenspitzen, das ist ganz normal. Sollte dies aber mehrere Monate so bleiben, ist es gut einen Kinderorthopäden aufzusuchen.
„Seitwärtsgehen und Krabbeln stabilisieren die Füße für den freien Gang. Deshalb sollten Kinder, die laufen lernen, nicht an den Händen geführt werden und auch keine Hilfen über Lauflerngeräte erhalten.“ (Der kleine Fuß ganz Groß – Barbara Zukunft-Huber)
Bis zum 4. Lebensjahr entwickelt das Kind ein ausgereiftes Gangbild, aber noch kein ausgereiftes Fußgewölbe. In diesem Alter haben viele Kinder eine X-Bein-Stellung und die Tendenz Richtung Knickfuß.
Das Fußgewölbe, wie wir Erwachsenen uns das vorstellen und eine gerade Beinachse sind mit ca. 7 Jahren ausgebildet.
Ab wann ist es auffällig?
Nicht alles wächst sich aus. Ich möchte dir ein paar Anhaltspunkte geben, um Unsicherheiten aus der Welt zu schaffen.
Kinder die mit Sichelfüßen, Klumpfüßen oder ähnlichem auf die Welt kommen, sollten schnell die passende Therapie bekommen. In der Physiotherapie wird mit Bandagen gearbeitet und muskulärer Aktivierung.
Hat deine Kind Knick-Senk-Füße, beobachte einmal die Füße, wenn es barfuß in Bewegung ist. Lass es springen, Stufen steigen, balancieren…
Ist dein Kind in der Lage, den Fuß in der Aktivität aufzurichten?
Wird die Achillessehne in der Bewegung immer wieder gerade?
Zeigt der Fuß in der Bewegung Anpassungsfähigkeit und verändert seine Form?
Wenn du diese Fragen mit „ja“ beantworten kannst, ist einmal Entwarnung.
Du wirst überrascht sein, wie vielfältig Fußbewegungen sein können!
Ist bei der Einschulung noch eine Knicktendenz oder ein abgesunkenes Fußgewölbe zu sehen, das sich vielleicht auch in der Bewegung nicht aus seiner „Komfortzone“ bewegt, sollte auf alle Fälle ein Kinderorthopäde und Physiotherapeut aufgesucht werden.
Einlagenversorgung
Bei ganz starken Knickfüßen, kann man natürlich schon frühzeitig mit kleinen Hilfskeilen in einer Einlage den Fuß unterstützen. Ich rate allerdings von steifen, unbeweglichen Einlagen ab. Der Fuß muss sich frei bewegen können, um die Muskulatur gut zu fordern. Gut sind Einlagen, die der Ferse etwas Halt geben, den Fuß aber sonst genug Raum für Aktivität lassen.
Übungen
Es ist etwas kompliziert, Übungen schriftlich zu erklären. Darum sieh dir am besten mein Video zum Thema Kinderfuß an.
Alle Übungen die das Gleichgewicht fordern sind sehr gut für das Fußgewölbe, am besten barfuß ausgeführt. Natürlich ist barfuß gehen auf unterschiedlichen Untergründen ein super Training für die Fußmuskeln.
Solltest du Fragen haben, hinterlasse gerne ein Kommentar beim Video oder auch hier im Blog!