Zwickzwack im Bauch – Erleichterung beim Start ins Leben

Dreimonatskoliken, Schreibabys, unruhiger Schlaf, Spucken, häufiges Erschrecken sind einige Probleme, die mir geplagte Eltern beim Ersttermin zur Craniosacraltherapie (CST) erzählen.
„Das geht vorbei“, „Da kann man nichts machen“ wollen sie nicht mehr hören. Viele Kinderärzte verordnen nach Abklärung häufig Osteopathie oder CST. Ich möchte euch in diesem Beitrag erklären, was CST ist, was sie kann, wo ihre Grenzen liegen und körperliche Zusammenhängen.

Bei der vaginalen Geburt muss sich der Kopf des Kindes auf dem Weg durch den Geburtskanal verformen und anpassen.
Ist der Kopf durch den Geburtskanal, können sich die Schädelknochen wieder entfalten. Kommt es bei der Geburt zu Verzögerungen, weil zB das Kind am Becken der Mutter ansteht, Wehen abschwächen oder die Lage des Kindes nicht optimal ist, kann Spannung entstehen, die sich später nicht vollständig auflöst.
Babys regulieren Spannungen im Kopf über das Saugen oder auch über Schreien.

Nervus Vagus

Dieser Hirnnerv ist mittlerweile sehr gut bekannt und es gibt unzählige Bücher darüber. Er entspringt direkt aus dem Gehirn und zieht durch ein Loch (Foramen jugolare) beim Hinterhauptsbein weiter, gemeinsam mit der Halsschlagader nach unten, tritt hinter der 1. Rippe in den Brustkorb ein. Dort zieht er gemeinsam mit der Speiseröhre durch das Zwerchfell und zu den Organen.



Der N. Vagus ist der wichtigste parasympathische Nerv und reguliert so die Verdauungsorgane. Er hat aber auch eine motorische Funktion für Kehlkopf, Rachen und Speiseröhre. Wer das genauer wissen will, kann es hier nachlesen.

Beschwerden des Kindes

Kommt es im Verlauf des N. Vagus irgendwo zu Spannung, einer Engstelle oder einfach Stress auf dem Nerv, so kann sich das auf Schlucken, Saugen, Spucken und die Verdauung auswirken.
Auch eine langanhaltende, psychisch angespannte Situation in der Schwangerschaft kann zu Bauchweh und Unruhe beim Kind führen. Die Mutter schüttet vermehrt Stresshormone aus, die vom Kind aufgenommen werden. Hier ist die Verarbeitung und der Umgang mit psychischen Traumen wichtig. Infos zu Psychotherapie für Erwachsene, Jugendliche und Kinder im Tullnerfeld

Hilfe für Schreibabys

Wenn Babys sehr viel schreien und kaum schlafen, kommen Eltern an und über ihre Belastungsgrenze. Es ist ganz wichtig, dass sich Eltern in dieser Situation Hilfe suchen. Großeltern, die regelmäßig für ein paar Stunden das Kind übernehmen, dass die Eltern schlafen und zur Ruhe kommen können. Oder auch Nachbarn, Freunde ansprechen, ob sie helfen können.
Heutzutage tun sich viele Menschen schwer, Hilfe anzunehmen oder um Hilfe zu bitten. Man hat das Gefühl zu versagen und etwas falsch zu machen. Aber du machst alles richtig, wenn du dir Hilfe suchst. Manche Dinge kannst du nicht sofort ändern, aber du kannst eine Umgebung schaffen, in der ihr als Familie das gemeinsam gut meistern könnt. Und so wird auch dein Baby ruhiger werden, denn es spürt, dass es gut aufgehoben ist. Aber es braucht Zeit und Entwicklung!



Was kann Craniosacrale Therapie?

In der CST kann der Therapeut über sanfte manuelle Techniken Spannungen aufspüren und ausgleichen und so dem Körper Hilfe zur Selbsthilfe geben.
Das Craniosacrale System umfasst Schädel, Wirbelsäule und Kreuzbein. In der Upledger-CST nützen wir die Knochen als Hebel, um Einfluss auf tiefere Strukturen zu bekommen.
Der Craniosacrale Rhythmus (CSR) (auch Primäratmung bezeichnet) entsteht über die Bewegung der Liquorflüssigkeit. Dieser ist über das Bindegewebe am gesamten Körper spürbar und wird zur Befundung und Behandlung genützt.
Ich kombiniere die CST auch oft mit viszeralen Techniken, die ich in vielen anderen Artikeln schon beschrieben habe.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein 3 Monate altes unruhiges Mädchen hat mehrere Schreiphasen unter Tags und einen unruhigen Schlaf. Sie wird nachts alle 1-2 h wieder munter, schläft aber relativ schnell wieder ein. Stillen funktioniert problemlos, zwischendurch ist sie auch immer wieder gut gelaunt. Als Auffälligkeit gibt die Mutter an, dass sie beim Schreien sehr häufig in Überstreckung des ganzen Körpers geht und sich ganz steif macht. Maxi Cosi kann sie gar nicht leiden.
In der Behandlung merke ich vom Hinterkopf und Stirn einen starken Zug in den Bereich zwischen die Schulterblätter. Ich sagte der Mutter, dass ich das Gefühl habe, als hätte sie auf die Stirn viel Druck bekommen der eine Stauchung im Übergang Hals- zu Brustwirbelsäule machte. Das würde auch das Überstrecken erklären, weil ihr Dehnung in diesem Bereich unangenehm ist. Die Mutter erzählte mir dann, dass ihr Baby einen Abdruck auf der Stirn hatte, der einige Stunden nach der Geburt anhielt.
Nach zwei Einheiten waren die Schreiphasen äußerst selten und sie überstreckte sich dabei nicht so stark. Auch der Schlaf verbesserte sich langsam.
Das ist ein gutes Beispiel, wo CST super geholfen hat. Leider gibt es auch Kinder, die viel schreien, aber ich finde wenig Auffälligkeiten in der Befundung. Hier beobachte ich dann auch weniger Erfolg in der Behandlung. Vielleicht bin ich dann auch nicht die richtige Therapeutin für dieses Kind, da ich einen sehr strukturellen Zugang habe und keinen energetischen.
Für mich als Therapeutin ist die CST eine tolle Behandlung, die trotz der Sanftheit sehr tief geht. Aber sie ist nicht die „Wundermethode“ als die sie manchmal verkauft wird.

Grenzen der Craniosacralen Therapie

Bei akuten Entzündungen, Hirndruckveränderungen, Hirntumore oder auch akuten Verletzungen ist die CST kontraindiziert. Auch Epilepsie und psychiatrische Erkrankungen sind relative Kontraindikationen.
Wie schon erwähnt ist die CST kein Wundermittel um alle Probleme zu beheben und ein immer ruhiges und ausgeglichenes Kind zu bekommen. Jedes Lebewesen nimmt Informationen, Schwingungen, Stimmungen aus seiner Umwelt wahr. Vieles wirkt plötzlich auf ein Neugeborenes ein, von dem er in seiner Höhle noch gut geschützt war. Geräusche, Gerüche, die Schwerkraft, Hungergefühl, Bauchweh…. Damit das Baby lernt, Stress zu verarbeiten, sind Streicheleinheiten und Kuscheln ganz wichtig. Dabei wird Oxytocin ausgeschüttet, was Stress und Schmerzen mindert und die Bindung stärkt.

Lagerungen

Manchmal kann es helfen, das Baby in seiner Entspannung mit der passenden Lagerung zu unterstützen. Es wird begrenzt und gehalten und kann so besser zur Ruhe kommen. Ich empfehle Lagerungen immer nur unter Tags, wenn das Kind unter Beobachtung steht.
Pucken oder auch Tragen im Tragetuch kann für manche Kinder angenehm sein.
Alles hat Vor- und Nachteile und sollte richtig angewendet werden.

Ich freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen als Eltern in den Kommentaren mit den anderen teilt. Oft sind es Kleinigkeiten und man kann mit der Situation besser umgehen und sie wird so weniger belastend.

Bild von joffi auf Pixabay

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