Beschwerden im zweiten Trimester

Fast jede Schwangere bekommt im Verlauf der Schwangerschaft irgendwann einmal Beschwerden mit dem Rücken, dem Kreuz-Darmbein-Gelenk, der Symphyse, der Atmung, Sodbrennen, Verstopfung…. Viele Veränderungen sind spürbar, manche machen Angst, andere sind bekannt.
Ich zweiten Teil der Artikelreihe möchte ich dir einen Überblick geben, was sich im zweiten Trimester so alles verändert, warum der Körper wie reagiert und wie du deinen Körper unterstützen kannst.
Ich hoffe, dass du  mit diesem Wissen mehr Sicherheit bekommst, besser einschätzen kannst was denn „normal“ ist und deinen Körper besser verstehen lernst! Suche immer einen Arzt auf, wenn du Schmerzen oder Blutungen hast!

Was verändert sich?

Im Laufe des zweiten Trimesters wächst dein Bauch immer mehr. Dein Bindegewebe muss sich dehnen, dazu gehören Bänder, aber auch deine Haut. Genauso muss die Bauchmuskulatur nachgeben und Platz machen. Wahrscheinlich brauchst du jetzt bald mal Umstandskleidung. Ich habe in einigen YT-Videos zu diesem Thema gehört, dass man nicht unbedingt Umstandskleidung braucht sondern mit Hosenerweiterung… gut zurecht kommt. Mein Tipp, kauf dir bald ein paar Umstandshosen, sie sind so angenehm und du wirst sie später sowieso brauchen. Ich hab alles gebraucht gekauft oder von Freundinnen geschenkt/geliehen bekommen. Nur als kleiner Tipp am Rande 😉

Deine Gebärmutter ist mit vielen Bändern am Becken verankert und auch mit anderen Organen verbunden. Diese Bänder können zum Beispiel an deinem Kreuzbein Zug ausüben, was möglicherweise zu Schmerzen führt. Mit zunehmender Dehnung kannst du auch alte Narben ziehen spüren.

Überblick über die Verankerung der Gebärmutter

Hier findest du ein tolles Bild der Bänder. Lass dich von den lateinischen Begriffen nicht abschrecken, hier die Übersetzung 😉
Lig. sacrouterinum verbindet die Gebärmutter und das Kreuzbein
Lig. rectouterinum verbindet die Gebärmutter mit dem Enddarm
Lig. cardinale ist die seitliche Aufhängung der Gebärmutter
Lig. teres uteri bezeichnet man auch als Mutterbänder. Sie liegen seitlich an der Gebärmutter und ziehen in die Leiste.
Vor der Gebärmutter siehst du die Blase, dahinter den Enddarm.

Wenn man diese Verbindungen betrachtet und dann noch bedenkt, dass der Darm sehr stark ausweichen muss um der Gebärmutter Platz zu bieten, sind viele Beschwerden schon verständlich. Auch der Darm hat seine Befestigungen an Wirbelsäule, Rippen…

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Beschwerden und Linderung

Kurzatmigkeit: Dein Körper benötigt mehr Sauerstoff und so erhöht sich deine Atemfrequenz. Gleichzeitig hat die Lunge mit der Zeit weniger Platz sich gut auszudehnen bzw dein Zwerchfell benötigt mehr Kraft. Das kannst du bei Anstrengung spüren.
⇒ schalte einen Gang zurück und mach langsamer.
⇒ trainiere eine gute Bauchatmung. In diesem Video findest du einige Übungen dazu.
⇒ lass deinen Eisenwert kontrollieren.

Leistenschmerzen, ausstrahlend in die Schamlippen/Vulva: Diese Schmerzen werden von der Dehnung der Mutterbänder ausgelöst. Der Bauch wächst meist schubweise und es dauert ein paar Tage, bis sich die Bänder wieder angepasst haben.
⇒ Entlastung zwischendurch, hinlegen
⇒ lockere Bewegung die gut tut, evt leichte Yogaeinheit
⇒ vergeht meist nach ein paar Tagen. Falls nicht, suche eine spezialisierte Physiotherapeutin auf, die mal deine Beckenbodenspannung durchcheckt. Möglicherweise hast du Schmerz-/Spannungspunkte im Beckenboden, die die Nerven irritieren. Spezialisierte Therapeutinnen findest du bei der Beckenbodengesellschaft Österreich.

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Symphysenschmerzen: Die Symphyse ist ein Gelenk, das beide Schambeine miteinander verbindet. In diesem Gelenk hast du einen Discus (ähnlich einer Bandscheibe) und viele Bänder die es stabilisieren. Dein Gewebe wird immer weicher, damit dein Bauch gut wachsen kann und so kann deine Symphyse sich lockern und schmerzen. Es wird schnell von Symphysenlockerung gesprochen und ein Gurt verordnet, der auch Linderung verschaffen kann.
⇒ Idealerweise beugst du mit Stabilisierungsübungen schon vor, denn je besser deine Muskulatur arbeitet, umso besser kann dein Körper die lockeren Bandstrukturen kompensieren.
⇒ Auch Beckenbodentraining hilft, um mehr Stabilität aufzubauen. Hierzu findest du mehrere Videos auf meinem Youtube-Kanal.
Symphysengurt von Serola*, um das Becken zu stützen. Achte darauf, dass du den Gurt auf Höhe des Schambeins anlegst bei Symphysenschmerzen!
⇒ sanftes Dehnen der Oberschenkelinnenseite kann lindern, weil möglicherweise deine Adduktoren zu viel Spannung haben und Scherkräfte auf das Gelenk auslösen.
⇒ Physiotherapie

Schmerzen unterer Rücken: Genauso wie sich die Bänder am Schambein lockern, werden auch die Bänder an deinen Kreuz-Darmbeingelenken (ISG) lockerer. Gleichzeitig zieht dich der größer werdende Bauch immer mehr ins Hohlkreuz, was auch deinen Rücken verspannen kann.
⇒ Kräftige Hüft- und Gesäßmuskeln können diesen Beschwerden vorbeugen. Du kannst dieses Trainingsprogramm ausprobieren oder auch die Stabilisierungsübungen durchführen. Besprich mit deiner Ärztin, ob etwas gegen ein Training spricht, bevor du startest und achte darauf, dass du keine Schmerzen bei den Übungen hast.
⇒ Wärmeanwendungen im Rücken
⇒ Physiotherapie
ISG-Gurt von Serola*, um das Becken zu stützen. Der Gurt wird auf Höhe der Kreuz-Darmbeingelenke angelegt, also etwas höher als dein Schambein.

Krampfadern: Durch den erhöhten Druck im Bauchraum kann der venöse Rückfluss etwas behindert werden. Es kann auch jetzt schon zu leichten Wassereinlagerungen kommen.
⇒ Entlastungspositionen wie Liegen, Beine hochlagern
⇒ Kompressionsstrümpfe wie von Ofa Austria oder Sygvaris
⇒ Bewegung, ideal ist schwimmen, da der Druck und die Kühle des Wasser noch mehr unterstützen. Möglichst wenig statisch sitzen und stehen.

Hämorrhoiden: Das venöse Geflecht am After hilft bei der Stuhlkontinenz und „leert sich“ um eine gute Darmentleerung zu gewährleisten. Sind die Gefäße erweitert, können sie hervortreten und Beschwerden wie Jucken, Fremdkörpergefühl und Schmerzen verursachen. Sie können auch aufgehen und bluten.
⇒ Entlastung, immer wieder hinlegen um Druck vom Becken zu nehmen.
⇒ Beckenbodentraining mit Augenmerk auf Entspannung, evt auch physiotherapeutische oder osteopathische Behandlungen, um den Beckenboden besser zu entspannen und Druck von Blutgefäßen zu nehmen.
⇒ Salben oder Zäpfchen (Besprich die Anwendung mit deiner Ärztin!)
⇒ kühlen
⇒ Verstopfung vorbeugen um Pressen beim Stuhlgang zu vermeiden. (Dazu findest du schon ein paar Tipps im Artikel zur Frühschwangerschaft)


Emotionale Themen

Auch wenn viele Frauen im zweiten Trimester ruhiger werden, weil die kritische Phase vorbei ist, die Übelkeit nachlässt und du mehr Energie hast, gibt es auch in dieser Zeit Ängste und Themen die auftauchen.
Fragen nach dem Geburtsort, nehme ich mir eine Hebamme mit, welchen Geburtsvorbereitungskurs will ich machen, wie wird die Geburt… können dich beschäftigen. Auch bürokratisches wird durchgedacht: Welches Karenzmodell passt für uns? Wieviel Kinderbetreuungsgeld bekommen wir? Muss ich mein Gewerbe abmelden? Was muss ich an die Krankenkasse melden? Welche Fristen muss ich einhalten?
Nebenbei meldet sich schon ein wenig der Nestbautrieb. Was brauche ich alles fürs Baby? Wo findet es Platz in der Wohnung, hat es ein eigenes Zimmer?


Ich selbst versuche mir nicht so viel Stress zu machen. In Themen wie Wochengeld und Kinderbetreuungsgeld habe ich mich schon sehr früh eingelesen, da es als Selbstständige noch etwas komplizierter ist. Mir ist es lieber, mehr Zeit zu haben, Szenarien durchzudenken, mit meinem Mann zu besprechen, als dann schnelle Entscheidungen treffen zu müssen.
In der Wohnung haben wir erstmals kein Kinderzimmer, weil der Zwerg eh die ersten Monate bei uns schlafen wird. Nachdem wir auch nicht so viel Platz in der Wohnung haben, überlege ich sehr gut was ich kaufe. Natürlich ist jedes Kind anders und man weiß erst im Nachhinein, ob die Anschaffung sinnvoll war oder nicht. Aber ehrlich, wenn mir was abgeht, kann ich es jederzeit nachkaufen.

Ich hoffe, du kannst dir auch fürs zweite Trimenon wieder einiges mitnehmen und deine Schwangerschaft entspannt genießen!

 

Beitragsbild von PublicDomainPictures auf Pixabay

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